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发表于 2013-2-21 15:49:11
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舒羽咖啡,或在古桥边
作者: 顾彬 (Wolfgang Kubin) 诗 / 赵倩 译
为什么总是古老的事物
被我们所渴慕,而不是新的?
为什么我们总想回到那个年代,
因为一切和虚无都急于向前?
病更加重了,但我们不会继续
伤害自己,我们把桂花撒在路上,
我们把苦酒倾在地上。
是不是该去把它舔干净?
该当如此吧,因为我们爱酒
就像爱我们的新娘。别无选择。
因为我们不知道孰轻孰重
究竟是桂花香,还是酒香?
我们永不知晓花的快乐,草的忧伤。
有谁会在意山在头顶上死去?
哦,我们一直都在意,因为那残留的
是我们的欢愉。残余还会有残余:
那是残余的残余。老人娴熟地
在运河上来来往往,
他背来山中的茶。他并不孤单。
暮年可以就此开场。
他或可跟我们一样冥想着残余。
古桥下的石狮会保佑自己也保佑我们吗?
此时头顶有阴影飘忽,在它们眼里
我们是置身在光明中吗?
是的,万物皆有形:酒、桂花和我们的梦。
但它们都要挣脱自身的形态,
而去做别的什么,并成为别的什么,
成为香和黑暗,成为桂花和琼浆。
题注:在杭州,一个旧街区在拱宸桥(1631)畔得以保存。舒羽咖啡座落在运河
的同一侧。其间有一颗树叫桂花,秋季花开,德语称之为Osmanthus, Kassia, Zimtbaum, Lorbeer。
Café Shuyu oder An einer alten Brücke
Wolfgang Kubin (顾彬)
Warum sehnen auch wir uns nach dem Alten nur
und schon lang nicht mehr nach dem Neuen?
Warum treten wir so willig zurück in die Zeit,
da alles und nichts vorwärts drängt?
Wir selbst sind kränker nun, doch wir kränken uns weiter nicht.
Wir verstreuen die milden Blüten des Zimtbaums
auf all unseren Wegen. Wir verlieren den herben Schnaps
Tropfen für Tropfen aus Beutel und Netz. Lecken wir ihn
Von der Erde auf? Ja vielleicht, denn der Schnaps sei zu hüten
wie eine Braut. So und nicht anders wird uns gedeutet.
Was also ist wichtiger uns? Der zarte Geruch
des Osmanthus oder der reine Duft gegorener Hirse?
Freud und Leid der Pflanzen spüren wir nimmer.
Die Berge sterben über uns. Wen schert es schon?
Uns schert es immer. Denn der Rest ist unser Pläsier,
ist unser Geschäft. Ach ja, selbst der Rest hat einen Rest:
den Rest vom Rest. Die Alten machen es listig vor.
Sie fahren den Kaiserkanal auf und ab. Ganz ohne Obolus.
Der Tee aus den Bergen dankt es ihnen. So ist er nicht allein.
Sein Lebensabend kann heuer beginnen. Ja, vielleicht
wird auch er einmal von Resten fabulieren, ganz so wie wir.
Schützt ihn, schützt uns der steinerne Löwe zu Füßen der alten Brücke?
Wir sehen über uns nur Schatten vorüberhuschen. Schauen sie
tief unten uns im Licht? Sie, so nachtgeweiht, und wir nur Tagesknecht?
Ja, alles bedarf der festen Form. Der Schnaps, die Kassiablüte,
unser Nachtgesicht. Und doch verlässt ein jedes sich selbst,
um ein anderes zu sein, um ein anderes zu werden.
Als Duft und Dunkel, als Lorbeer und Gesang.
In Hangzhou hat sich an der „Brücke zur Ehre des Kaisers“ (Gongchen Qiao, 1631) ein altes Stadtviertel erhalten. Das Café Shuyu liegt daselbst am Kaiserkanal. Der Baum namens Guihua, der im Herbst blüht, läßt sich im Deutschen wie folgt wiedergeben: Osmanthus, Kassia, Zimtbaum, Lorbeer. Nachtgesicht: Traum, s. „Hiob“ im AT. Nachtgeweiht, Tagesknecht, s. Tristan und Isolde.
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